Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans hinterher.
Ganz kurz zusammengefasst: Wenn wir denken, wir können bestimmte Dinge nicht mehr lernen, weil wir z.B. meinen, zu alt dafür zu sein, dann sind wir in fast allen Fällen nicht die Gefangenen unserer alterspezifischen Gehirnfähigkeiten, sondern Gefangene unserer Vorstellung von unserem Gehirn, oder Gefangene einer Lernökonomie, in der alles sehr leicht und schnell gehen muss, als wäre man noch 5 oder 10 Jahre jung.

"Alles könnte anders sein"  oder:  Normalität in Zeiten ihrer Abwesenheit
"Alles könnte anders sein" so lautet der Titel eines noch nicht so alten Buches von Harald Welzer. Eines, was dieser Titel aussagt, ist uns in den vergangenen 12 Monaten sicherlich klar geworden: Alles könnte nicht nur, eventuell, ganz selten, manchmal, in außergewöhnlichen Situationen oder irgendwann vielleicht einmal ... usw. anders sein, sondern, alles ist momentan anders und wird es auch immer öfter werden. Was wir suchen, sind gangbare erstrebenswerte Lebensentwürfe.

Was geschieht bei nicht selbst gewählten plötzlichen Ereignissen, die uns zustoßen ohne, dass wir die Macht haben, damit umzugehen? Die Antwort ist dreierlei: 1.) Wir erleiden einen Verlust der Selbstwirksamkeitserfahrung. 2.) Dies empfinden wir als äußerst unangenehm. 3.) Und deshalb wollen wir die Selbstwirksamkeit so schnell wie möglich wiedererlangen.

Mentale Infrastrukturen sind geteilte Denkmuster einer Gesellschaft. Darunter fallen grundlegende Werte, aber auch implizite Regeln und kulturelle Praktiken, geteilte Geschichten usw. Sie sind uns meist nicht bewusst und machen das Leben einfacher. Eine Leben ohne mentale Infrastrukturen wäre das reine Chaos. Leider sind sie auch dann noch sehr stabil, wenn sie längst dysfunktional geworden sind. Dann hindern sie uns daran, Alternativen zu denken und umzusetzen.